Slipups und Pop-Tarts: peinliche Übersetzungsfehler vermeiden (Teil 1)

1. Redewendungen nicht wörtlich übersetzen

Einen Text in eine andere Sprache zu übersetzen ist nicht leicht. Um die richtige Bedeutung von Worten zu erfassen, ist der Kontext entscheidend. Denn die wortwörtliche Übersetzung ist nicht immer die richtige, vor allem, wenn es um Redewendungen geht.

Redewendungen zu erkennen erfordert ein besonderes Wissen, das Wissen um kulturelle Eigenheiten und Gewohnheiten. Nur so kann ihre Bedeutung verständlich in eine andere Sprache übertragen werden. Übung und Erfahrung helfen dabei, eine Liebe zur Sprache ist natürlich die Grundvoraussetzung. Aber als ich meine Liebe zum Übersetzung zum Beruf gemacht habe, war mir eine Sache nicht klar: wie sehr das meine Lesegewohnheiten beeinflussen würde.

Ich übersetze vom Englischen ins Deutsche, meine Muttersprache. So machen es die meisten Übersetzerinnen und Dolmetscher, denn Muttersprachler haben ein intuitives Gespür für ihre Sprache, das sie idealerweise durch viel Übung und jahrelange Schreibpraxis verfeinern. Aber Sprache ist komplex und Fallstricke lauern überall. In den Büchern, die ich in meiner Freizeit lese, stolpere ich immer wieder über solche Fallstricke. Mein entspannendes Hobby verwandelt sich dadurch oft in eine unfreiwillige Suche nach Übersetzungsfehlern (die mir selbst natürlich auch hin und wieder unterlaufen). Manchmal greife ich deshalb lieber direkt zur englischen Ausgabe eines Romans.

In dieser Reihe stelle ich einige der lustigsten, peinlichsten und interessantesten Übersetzungsfehler vor, auf die ich in deutschen Übersetzungen schon gestoßen bin, und gebe Tipps, wie man sie vermeiden kann.

"With all due respect" ist nicht das Gleiche wie "mit allem gebotenen Respekt"

„With all due respect“ wird im Deutschen oft als „mit allem gebotenen Respekt“ übersetzt. In Filmen, Büchern, Serien – überall trifft man darauf. Es ist ein gutes Beispiel für eine Redewendung, die keine wortwörtliche deutsche Entsprechung hat. Natürlich ist es möglich, sie Wort für Wort zu übersetzen (und das passiert leider auch häufig), aber für deutschsprachige Leserinnen und Leser klingt es unnatürlich und steif.

Eine bessere Alternative

Zum Glück gibt es einen geläufigen deutschen Ausdruck, der die Bedeutung von „with all due respect“ hat: „Mit Verlaub“. Es sorgt für einen guten Lesefluss und ist eine elegante Lösung, die sogar mit weniger Wörtern als das Original auskommt.

Die unten stehende Grafik aus dem Google nGram Viewer, eines meiner Lieblingswerkzeuge, zeigt die Häufigkeit beider Wendungen seit 1800. Obwohl „mit Verlaub“ schon seit über einem Jahrhundert der am häufigsten verwendete Begriff ist, sieht man ab den frühen 2000ern eine Steigerung bei „mit allem gebotenen Respekt“. Ich nehme an, das liegt daran, dass englische Redewendungen und Satzstrukturen mittlerweile häufiger in deutschen Übersetzungen vorkommen. Das ist eine natürliche Sprachentwicklung, aber meiner Meinung nach ist die elegantere und präzisere Ausdrucksweise noch immer „mit Verlaub.“

Screenshot of Google NGram Viewer
Screenshot of Google NGram Viewer, August 15th 2020